Wieder zu Hause

Und voller noch nicht verarbeiteter Eindrücke, mehr folgt etwas später.

Sonntag der 08.05.2022

Nun bin ich bereits eine Woche wieder zu Hause. Auch wenn ich mit dem Bus von Muxia nach Finistère gefahren bin, für mich war der Abend auf dem Felsen unter dem Leuchtturm der emotionale Abschluss meines Weges, Muxia hat mich da nicht so bewegt.

Der Camino verändert den Menschen sagt man. Auch ich habe mich verändert, aber wohl nur für die Zeit des Camino. Eine Pilgerfreundin die ich in Porto getroffen hatte sagte mir sinngemäß dieser Tage:  „Auf dem Camino warst du ein ganz anderer Mensch, aber hier zu Hause bist du wieder der alte.“ Ich grüble wie ich diese Bemerkung die sicherlich sehr ernst und ehrlich gemeint war, bewerten soll.

Wie dem auch sei, gut getan hat mir der Camino auf jeden Fall, egal wie anstrengend er Etappenweise war. Die letzten Tage, auf dem Weg von Santiago nach Muxia habe ich mich gefragt „warum tust du alter Mann dir das an? mach das nie mals mehr!“

Auf der Heimfahrt mit dem FlixBus fährt dieser fast 800km entlang der nordspanischn Atlantikküste. Entlang der Autobahn sieht man sogar vom Bus aus Pilgerwege, Pilgerwegweiser und an den Autobahnabfahrten Hinweisschilder für die Autofahrer das diese gegebenenfalls Rücksicht auf Jakobspilger auf den Straßen nehmen sollen.

Bei dem Anblick dieser wunderschönen nordspanischen Landschaft war mir sofort klar: Der „Camino del Norte“ ist dein nächster „Weg“, auf Spanisch heist Weg „Camino“. Etwas mehr als 800km ab Irun, entlang der nordspanischen Atlantikküste, bis zum Schwenk ins Landesinnere, nach Santiago. Ich habe dafür 2024 oder 2025 ins Auge gefasst.

In den nächsten Tagen folgt nach diesem eher emotionalen Beitrag der sachliche Abschluß zu diesem Weg, der trotz mancher Einschränkungen und Hämnisse ein wunderbarer Weg war, vier wunderbare Wochen mit wunderbaren Menschen waren.

Donnerstag der 26.05.2022; ich möchte mich bedanken.

Bei meinen Nachbarn die mein Haus und Grund im Auge behalten haben, bei Brigitte die mich auch diesmal wieder bei meinem Blog unterstützt hat, aber ganz besonders bei meinen temporären Wegbegleitern zwischen Lissabon und Muxia, mit denen es teilweise nur kurze und interessante aber trotzdem intensive Unterhaltungen längs der gemeinsamen Wegstrecke, wunderbare Abende in den Herbergen und bei den gemeinsamen Abendessen gab.

Yum, Seoul, Südkorea; ihn habe ich bereits bei meiner ersten Übernachtung nach Lissabon in der Herberge von Alpriate kennengelernt, er hatte Zelt und Isomatte dabei und hat in einer kühlen und feuchten Nacht auf dem Weg nach Fatima gezeltet.

Drei italienische Seniori, aus Como und Rom, diese drei traf ich zum ersten male in der Herberge von Azumbuje, meiner zweiten Übernachtung nach Lissabon. Es gab kaum einen Tag an dem wir uns nicht trafen, zuletzt auf dem Vorplatz der Kathedrale in Santiago auf meinem weiteren Weg nach Muxia. Auch wir konnten uns hier noch am Morgen voneinander verabschieden.

Ina, aus Belgien, Schauspielerin; Lara, Bologna, Italien, Kunstagentin; Paola, Sardinien, Italien, Sängerin (Iskeliu); Bridgit, Irland; ein spanischer Grande

Ina, Lara, Paola, Bridgit, und eine netter, sehr vornehm wirkender, älterer spanischer Herr, den ich immer den Grande nannte. Wir gingen einen Teil des Weges gemeinsam und hatten auch gemeinsame Abende in den Herbergen von Cortiga und Alvorge. Lara und Paola traf ich in Santiago wieder und wir hatten noch einen sehr schönen gemeinsamen Abend in einer Tappasbar.

Amanda, Bosten, USA, sie kam in Alvorge dazu

Maram, London, GB und Damaskus, Syrien, eine christliche Araberin, sie war meine Begleiterin auf einer langen Etappe bis nach Ponte de Lima und es gab noch spätere treffen.

Nicole, Brühl, Deutschland; wir kennen uns schon länger und hatten unser Treffen bereits im Vorfeld ins Auge gefasst und es tatsächlich geschafft zeitgleich in Porto einzutreffen. Wir haben dort in den Gassen der Altstadt einen sehr schönen gemeinsamen Abend verbracht.

Frank, Austin, Texas, USA; Frank traf ich ab Porto mehrmals, um nicht zusagen fast täglich. Er stellte sich gleich beim ersten mal vor mit der Betonung: Er stamme aus Austin/Texas, er war stolz darauf aus dieser weltoffenen Stadt zu stammen. Der einzigen Stadt in Texas mit gebildeten und kulturinteressierten Menschen und der einzigen Großstadt in Texas in der Donald Trump keine Mehrheit bekommen hat!

Andrea, Essen, Deutschland; wir hatten uns in den letzten Tagen mehrmals gesehen, aber noch nie miteinander gesprochen, erst am letzten Tag, kurz vor erreichen Santiagos gingen auch wir eine Teilstrecke gemeinsam.

Sandra und Alfredo, Porto, Portugal; auf dem Weg nach Muxia hatten wir einen schönen Abend in der Herberge von Dumbria. Zwei Tage später, am Morgen meiner Abreise von Muxia trafen wir uns noch einmal an der Kapelle der „Virxe da Barca“und konnten uns voneinander verabschieden.

Mit der Ausnahme des Treffens mit Nicole in Porto waren alle anderen Begegnungen zufällige, und auch im Wiederholungsfall nicht abgesprochenen, auf dem Camino kann man sich einfach nicht aus dem Weg gehen.

 

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