Kap Finisterre, das Ende der Welt, angekommen. Abends zum Sonnenuntergang am Kap

Sonnenuntergang über dem Atlantik

Es war ein ergreifender Abend, ich habe jetzt noch Tränen in den Augen.
Ich habe mich schon am frühen Abend auf den Weg gemacht, es sind schliesslich noch fast drei Kilometer vom Ort bis zum Kap, bis „Finisterre Lighthouse“ dem Leuchtturm am Ende der Welt.
Ich habe mir einen schönen Felsen unter dem Leuchtturm ausgesucht und mein „Lager aufgeschlagen“ und wie erwartet, habe ich einige „Begleiter“ auf dem Weg wiedergetroffen und noch einige neue Menschen kennengelernt.
Alle, die hier auf den Sonnenuntergang warteten, haben wie auch ich, ihren persönlichen Abschluss, ihr persönliches Ende ihres Camino gefunden.

Wie auch ich, werden die Meisten in den nächsten Tagen in ihre Heimat zurückkehren und ihr neues Leben beginnen oder ihr altes Leben fortsetzen.
Eine junge Irin begann ganz spontan, ein altes irisches Volkslied zu singen. Alle hörten still zu.
Morgen geht es zurück nach Santiago, übermorgen geht es zurück nach Hause.
Es war ein unglaubliches Erlebnis, die Stille und Einsamkeit der ersten sechs Wochen, das quirlige Leben von Le Puy bis Saint Jean, die vielen Menschen aus aller Welt, die ich dann auf dem letzten Teil in Spanien kennengelernt habe. So etwas glaube ich, kann man nur auf dem Camino erleben.
Ich traf Menschen aus Kanada, den USA, Mexiko, Venezuela, Kolumbien, Argentinien und Brasilien.Traf Menschen aus Australien und Neuseeland, aus Südafrika, Japan, China, Taiwan und Südkorea. Menschen aus Russland, Polen, Tschechien, Bulgarien, Serbien, Kroatien, Slowenien, Österreich, der Schweiz, Italien, Frankreich, Holland, Belgien und Spanien, Norwegen, Schweden, Finnland und Dänemark. Wo, außer auf dem Camino, ist so etwas und in so relativ kurzer Zeit möglich?
Ich bin so dankbar für das Erlebte, die Begegnungen mit diesen so weltoffenen Menschen aus den verschiedensten Kulturkreisen, ich werde mein Leben lang davon zehren.

Eine Antwort auf „Kap Finisterre, das Ende der Welt, angekommen. Abends zum Sonnenuntergang am Kap“

  1. Statt eigener Worte zitiere ich heute aus dem Pilgertagebuch des Ritters Arnold von Harff, geboren 1471 auf Schloss Harff bei Kaster nahe Bedburg, der vom November 1496 bis Oktober 1498 von Köln aus nach Rom, Jerusalem und Santiago pilgerte und danach einen Reisebericht verfasste.

    „Compostela ist ein kleines, schönes, gefälliges Städtchen in Galicien, dem König von Kastilien unterworfen. Hier liegt eine schöne große Kirche. Auf dem Hochaltar steht ein großes hölzernes Heiltum zu Ehren von St. Jakob mit einer Silberkrone auf dem Haupt, und die Pilger steigen von hinten an den Altar und setzen die Krone auf ihre Häupter, weshalb die Einwohner über uns Deutsche spotten. Man sagt, dass der Leichnam des Apostels St. Jakobs des Älteren in dem Hochaltar zu sehen sein oder liegen sollte. Viele streiten das offen ab, da er in Toulouse im Languedoc liegt, wovon ich zuvor geschrieben habe. Doch ich verlangte mit einem erheblichen Betrag, dass man mir den heiligen Körper zeigen möge. Man gab mir zur Antwort, wer nicht wirklich glaube, dass der heilige Körper St. Jakobs des älteren Apostels in dem Hochaltar liege und daran zweifele, dass der Körper dort sein werde, der müsse von Stund an verrückt werden wie ein tollwütiger Hund. Damit hatte ich Auskunft genug und wir gingen weiter zur Sakristei. Dort zeigte man uns das Haupt des Apostels St. Jakobs des Jüngeren und viele andere Heiltümer. Vor der Kirche siehst Du unzählige große und kleine Muscheln feilgeboten. Die kannst Du kaufen und Dir eine auf Deinen Mantel binden und sagen, Du seist dort gewesen. Südwärts nahebei der Stadt liegt in einer Kirche die heilige Jungfrau St. Susanna leibhaftig. Von Compostela zogen wir zu dem Finsteren Stern 8 Lieux*) einem kleinen Kirchlein, das westwärts an der Küste liegt**), und zogen zurück nach Compostela.“

    abgeschrieben aus: Helmut Brall, -Tuchel, Folker Reichert, Rom – Jerusalem – Santiago – Das Pilgertagebuch des Ritters Arnold von Harff (1496-1498), Köln 2009, S. 248

    *) Lieux ist eine Entfernungsangabe, die je nach Land stark schwanken kann, mal ist es eine Meile (das, was man in einer Stunde reiten kann, so beschreibt v. Harff es in seinem Vorwort), mal sind es 2, 3 oder 4 Meilen.
    **) Kap Finisterre

    Da liegen nun über 500 Jahre zwischen dem Bericht des Ritters und deinem Blog, und doch gleichen sich die Wege so sehr.

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