WEHMUT

Schon wieder auf dem Heimweg.
Dies ist war jetzt schon mein dritter, langer, Camino. Zum Ende des Camino passiert mir immer das gleiche, eine Wehmut kommt in mir hoch. Ich muss mich jetzt endgültig von meinen Wegbekanntschaften trennen, von den Menschen längs des Weges, von diesem wunderbaren Land und vor allem von diesem spannenden Weg.
Den versprochenen Teil 2 zur Ankunft habe ich entfallen lassen, der späte Nachmittag und frühe Abend vor dem Sonnenuntergang war einfach zu ereignisreich, es gab zu viel Wiedersehen mit Wegbekanntschaften.
Da es ein sehr schöner, klarer Tag war, war auch der Abend mild und klar. Es war unglaublich voll oben auf dem Felsen. Es gab einen selten gesehenen Sonnenuntergang.

Nach dem Rückweg vom Felsen sind wir in einer der Bars am Hafen versackt und haben uns so langsam in meinen Geburtstag reingetrunken. Denn das war mein eigentlicher Plan gewesen, meinen siebzigsten am „Ende der Welt“ zu verbringen. Auch für den zweiten Abend hatte ich wieder den Besuch des Felsens und ein Picknick eingeplant. Der ganze Tag war schon etwas diesig. Am Abend fiel der Sonnenuntergang sozusagen aus, nur eine dicke Nebelsuppe auf dem Felsen. Zum Glück für meine Wegbekanntschaften waren diese auch nicht zum ersten mal auf dem Camino und hatten schon einen „gelungenen“ Sonnenuntergang auf dem Felsen erlebt.

Eine dieser Wegbekantschaften, Sabine, ist die Frau die in unserer Rhein-Ruhr-Region den Jakobswegabschnitt von Bochum über Essen und Ratingen bis an das Rheinufer in Düsseldorf betreut.

Heute bin ich mit dem Überlandbus zurück nach Santiago gefahren und morgen geht es mit dem Flixbus nach Hause. Hier ist dann wieder Sitzfleisch gefragt, ca. 31…32 Stunden Reisezeit.

Gleich geht es noch ein wenig in die Altstadtgassen von Santiago, mal sehen, vielleicht läuft mir noch jemand über den Weg.

NACHTRAG: Natürlich ist mir auf der Suche nach ein paar Tapas und einem leckeren Schluck Weißwein noch jemand über den Weg gelaufen. Natürlich geschah das direkt auf dem Vorplatz der Kathedrale. Nancy, aus Toronto, Kanada, wir hatten ganz am Anfang des Weges gemeinsam mit Stephan aus Belgien die Bar der Unterkunft gerockt. Stephan und Nancy hatten sich zwischendurch mehrfach getroffen. Für mich waren die beiden einfach zu langsam.

 

Angekommen in Fisterra, Teil1

Nach gemütlichen 13,5km habe ich kurz nach Mittag mein zweites Ziel, Fisterra erreicht. Da ich nun einen Tag zu früh angekommen bin gönne ich mir morgen noch einen Ruhetag. Ich habe also die Gelegenheit heute und morgen Abend oben am Kap am Leuchtturm zu verbringen. 

Heute Nachmittag habe ich genutzt um mal wieder große Wäsche zu machen. Jetzt habe ich wieder zwei saubere Sets zum anziehen. Auch war ich einkaufen, benötigte schließlich noch etwas für mein Picknick oben am Leuchtturm. 

Ich bin gespannt wen ich heute von meinen Wegbekanntschaften dort treffen werde. Sicherlich werde ich am Abend noch etwas über die Stimmung dort oben schreiben und ggf. noch ein, zwei Fotos einstellen.

 

Santiago liegt jetzt hinter mir

Von Santiago aus könnten es vier gemütliche Etappen bis zum „Ende der Welt“ sein. Leider liegen die Unterkünfte nicht so optimal auf der Strecke verteilt, eine der Etappen wird länger und genau diese habe ich zum Anfang gewählt. Dafür werden die nächsten drei Tage entspannte 20km bzw. 15km Distanzen. Die kurze hebe ich mir für den letzten Tag auf, ich möchte schließlich nicht abgekämpft oben auf dem Felsen ankommen. Da ich nun zwei Tage dort bin werde ich diesen magischen Felsen natürlich zweimal heimsuchen.
Eben habe ich mir bereits meine Unterkunft für die zwei Übernachtungen in Fisterra in meiner bevorzugten Herberge gebucht. Es wurden zwei Übernachtungen fällig, weil ich mal wieder viel zu schnell war.
Auch die Übernachtung in Santiago für meinen Stopover auf der Rückreise wie auch mein Flixbus für die Rückfahrt ist gebucht.
Zu meinem Aufenthalt in Fisterra, das ist der Ort vor dem magischen Felsen, wie auch von den Abenden dort werde ich noch berichten.

Eingetroffen, mit Tränen in den Augen.

Mit wenigen Begriffen formuliert, wunderbar….aber fürchterlich anstrengend.
Ich habe mir den Weg ausgesucht, wusste auch im Vorhinein das er schwierig ist. Im Nachhinein muss ich sagen, vielleicht werde ich doch langsam alt.
Aber die wunderbaren Begegnungen mit den Menschen aus aller Welt machen für mich den Camino aus. Wo lernt man sonst in so wenigen Tagen Menschen aus allen fünf Kontinenten dieser Erde kennen?
NUR AUF DEM CAMINO!
2211 Pilger hat das Pilgerbüro heute registriert. Ich war heute gegen Mittag bei den sieben Hundertern. Bei der großen Anzahl von Pilgern werden am Abend zur Pilgermesse natürlich keine einzelnen Namen mehr verlesen. Es werden nur noch die Anzahl der eintreffenden auf den verschiedenen Wegen genannt und die Nationalitäten. Was mich überraschte war, dass die Pilgermesse um 19.30Uhr relativ schwach besucht war. Hingegen war die Altstadt von Santiago geradezu mit Pilgern überflutet. Irgendwie habe ich nach meinen inzwischen, mehreren Besuchen Santiagos den Eindruck, der Jakobsweg wird zur Partiale.
Gestern hatte ich mich bereits online beim Pilgerbüro registriert. Heute beim eintreffen musste ich nur noch meinen QR-Code scannen lassen und schwubs kamen meine beiden Urkunden aus dem Drucker.
Morgen gönne ich mir noch einen Ruhetag zur Erholung. Bei dieser Gelegenheit werde ich noch meine Rückreise organisieren.
Übermorgen geht es dann weiter zum „Ende der Welt“, noch einmal vier entspannte Tage zu Fuß.
ULTRIEA UND BUEN CAMINO

Ein „Klick“ auf dem Zählerstand des Pilgerbüros wird morgen von mir sein

 

Wenn morgen der Zähler des Pilgerbüros in Santiago hochzählt wird ein „Klick“ von mir sein.

https://oficinadelperegrino.com/

Auch am Pilgerbüro ist die Zeit nicht stehen geblieben, bereits heute Nachmittag habe ich meine Daten hochgeladen so das ich morgen zügig meine Pilgerurkunde erhalte, angeblich soll ein QR-Code reichen der mir bereits zugesandt wurde.

Nur noch rund 15 gemütliche km bis zu meinem ersten Ziel, Santiago.

Auch heute war es wieder ein unterhaltsamer Abend im Pilgerrestaurant. Ich bin gespannt wen ich von meinen Wegbekanntschaften morgen oder übermorgen in Santiago wiedertreffen werde.

Nach den ruhigen und entspannten Tagen auf dem Camino del Norte wurde es gestern Abend voll in den Bars und Cafés von Arzua.  Heute Morgen standen sie Schlange vor den Bars und Cafés die schon zur frühen Stunde geöffnet hatten und ein Frühstück anboten.

Ein warer Tross von Pilgern ergoss sich dann in geschlossener Formation auf den Camino. Hier in der Region treffen drei Pilgerwege zusammen und es geht, sportlich formuliert, in den Endspurt. Trotz vieler Herbergen und anderer Unterkünfte wurde es eng… 

 

 

 

Noch zwei Etappen bis Santiago und…

.…mir ist schon wieder so eigenartig…ich meine damit die Melancholie die mich schon früher vor dem Ende des Weges befallen hat ist schon wieder da.
Es geht auf das Ende meines dritten Caminos zu und obwohl ich ja noch die Verlängerung bis zum „Ende der Welt“ eingeplant habe muss ich mich doch gedanklich von diesen wunderbaren Wochen lösen.
Mein Unterkunftsproblem in Santiago konnte ich klären, ich muss halt nur einmal das Hotel wechseln.
Ich erwähne es nur immer zu gerne, für mich macht der Camino die Internationalität und die Weltoffenheit der Menschen auf diesem Weg aus.
Heute Nachmittag habe ich mit Erwin aus der Slowakei zusammengesessen. Er ist Jurist im Ruhestand und auf dem Camino mit einem Miet-E-Bike unterwegs. Er sprach recht gut deutsch und es war sehr interessant seine Schilderungen seines Lebens aus der Vorwendezeit zuzuhören. Er lebt in der Gegend von Bratislava, dort konnten sie schon immer Österreichisches Fernsehen (auch dort gab es den Beatclub von Radio Bremen) und im Radio Ö3 empfangen, daher stammten seine ersten Deutschkenntnisse. Später war er als Jurist in der sprach tätig und hatte auch damals schon kontakte in den Westen. Auch er ist wie ich und so viele andere auf dem Camino ein überzeugter Europäer.

Ich habe jetzt ein klitzekleines Problem…

…mal sehen wie ich das hin bekomme.

Bereits seit einigen Tagen beobachte ich die Buchungslage der Hotels in Santiago. Auch in Santiago möchte ich mir einen gewissen Komfort gönnen. Aber fast alle Hotels stellen auf Booking.com keine Zimmer zu meinen Wunschterminen ein.

Heute habe ich erfahren das genau zu meinen Wunschtermin eine „alt Herren Punkband“ in Santiago spielt. GREEN DAY nennen die sich, das müssen wohl sowas wie die „Toten Hosen“ von Amerika sein.

Aber zumindest für meine erste Nacht habe ich mir in einem exorbitant teuren Hotel ein Zimmer gegönnt. Mal sehen wie es weiter geht. Improvisation ist halt alles.

 

Leider aus aktuellem Anlass doch nicht nur ganz kurz

Heute habe ich im spanischen Fernsehen einen Bericht über das Kap Finistère gesehen.
Für viele die den Jakobsweg gehen ist der Sonnenuntergang am Kap Finistère der Abschluss ihres Caminos, ihres Weges. Oft werden dort aus vermeintlicher Tradition irgendwelche Dinge verbrannt, obwohl dieses aus Brandschutzgründen bereits seit Jahren verboten ist. Viele hinterlassen aber auch irgendwelche „Devotionalien“ am Kap, der aber eigentlich nur Abfall ist. Oder einfach nur die Reste des abendlichen Picknicks. An manchen Tagen sind es Tonnen von Müll die hier morgens entsorgt werden müssen.
Liebe Freunde, das muss doch wirklich nicht sein! Nehmt euren Mist doch einfach wieder mit nach Hause!

Heute Abend nur ganz kurz

Ich hatte es schon des Öfteren erwähnt, am Jakobsweg sitzt man selten allein, heute hat mir Patrik, ein Franzose aus der Gegend von La Rochelle, Gesellschaft geleistet.
Politische Diskussionen können anstrengend sein. Vor allem wenn man sie als schlecht englischsprechender Deutscher mit einem schlecht englischsprechenden Franzosen führt.
Glücklicherweise ist Patrik, genau wie ich ein überzeugter Europäer, wir haben fast immer die gleiche Einstellung. Auch er hat in Guernica das Wandbild Picassos besucht und der Opfer der „Legion Condor“ gedacht.
Wir haben aber noch eine Gemeinsamkeit entdeckt, wir sind beide Freunde der „Série Noire“ der alten französischen, meist etwas düsteren, schwarz-weiß Filme.

Es geht voran, nur noch ein paar Tage bis Santiago.

Die letzten Tage waren hart. Lange Distanzen zwischen den verfügbaren Unterkünften und ganz viel Regen.
Da der Camino del Norte nicht so stark frequentiert ist gibt es auch weniger Herbergen, auch sind hier im Landesinneren, wir sind nicht mehr an der Küste, die Hotels und Pensionen seltener, hier ist halt der Tourismus nicht so ausgeprägt.
Viele Herbergen und Hotels, so scheint mir haben auch die Coronapandemie nicht überlebt, ich bin an vielen geschlossenen Einrichtungen vorbeigekommen. Auch hieraus resultieren meine zum Teil großen Tagesetappen.
So wie es aussieht werde ich in sechs Tagen in Santiago eintreffen. Nur noch eine anstrengende 32km Etappe liegt vor mir, die übrigen Tage sind entspannte 18…22km Etappen. Hier geht es langsam auf den Endspurt zu, verschiedene Jakobswege treffen in den nächsten Tagen aufeinander.
Gestern Abend trafen sich wieder eine ganze Anzahl internationaler Jakobspilger zum gemeinsamen Abendessen in der Pension in Vilarmartingrande (das Abendessen war wirklich sehr üppig). Ich erwähnte es schon, die neuzeitlichen Pilger bevorzugen, wie auch ich, einen gewissen Komfort, da scheinen die Herbergen nicht mehr so gefragt zu sein.
Das besondere an diesem Abend waren ein spanischer, sehr stimmgewaltiger Pilger, mit einem großen Repertoire an spanischen Liedern die er acapella zum Besten gab.
An diesem Abend war auch Daphne aus Kanada dabei, sie stammt aus dem Yucon/Klondike Gebiet im Nord-Westen Kanadas an der Grenze zu Alaska und war schon mehrmals auf dem Jakobsweg unterwegs. Auch sie ist wie ich in Irun aufgebrochen. Sie tritt am 29. Mai für zwei Wochen eine Stelle als Hospitaliera in einer Herberge kurz vor Santiago an.
Ultrea und Buen Camino aus Abadin in Galicien.