Sieben Wochen auf dem Weg nach Santiago

Kathedrale von Conques

Heute, vor sieben Wochen, habe ich mich auf den Camino begeben. Das heißt, ich hatte heute meinen fünfzigsten Tag.
Gestern habe ich die Hälfte der Strecke nach Santiago hinter mich gebracht, heute auch die Hälfte der Strecke bis zum Cap Finisterre.
In den ersten sechs Wochen bis Le Puy habe ich gerade mal sieben Jakobspilger kennengelernt, hier habe ich jeden Tag neue Bekanntschaften.

Morgennebel im Tal von Conques

Seit Le Puy hat sich alles verändert, der Weg ist bestens markiert, trotz der gestiegenen Zahl der Jakobspilger sind Unterkünfte in ausreichender Anzahl und in gut zu erreichenden Abständen vorhanden.
Jeden Tag beim Laufen, jeden Abend in den Unterkünften gibt es neue Bekanntschaften.
Hier sind jetzt keine deutschen Pilger dabei, aber nicht schlecht für mich, ich kann jetzt wieder mein eingerostetes Englisch aufpolieren.
Fünf Tage bin ich mit Thierry, einem Franzosen, gelaufen. Wir haben uns hervorragend auf Englisch unterhalten. Leider ist sein Urlaub vorbei, heute ging es für ihn zurück nach Hause.
Vorgestern haben wir Tim aus Perth kennengelernt, ein Australier, der schon zum dritten Mal in Europa ist, um ein Stück des Jakobsweges zu gehen. Wir hatten eine sehr interessante Unterhaltung. Er arbeitet in Australien auf einer Gasplattform eines Kunden meines früheren Arbeitgebers. Er arbeitet dort als Mecanicals-Maintenensengeener auch mit „unseren“ Produkten.
Aber es gibt noch andere Exoten, seit einigen Tagen treffe ich fast regelmäßig Cecil, eine junge Französin…sie ist Zimmerfrau oder wie ist die weibliche Form von Zimmermann?

Zwei Tage nach Le Puy

Le Puy, Chapelle St. Michel d’Aiguilhe, die Kapelle auf der Felsennadel
Blick aus dem Portal der Kathedrale von Le Puy

Der Samstagabend in Le Puy war ein sehr emotionales Erlebnis, der Sonntagmorgen hat mich fast erschreckt.
Nach der täglichen Pilgermesse um 07.00Uhr am Morgen ergossen sich Ströme von Pilgern und Wanderern über die Rue de Capucins, eine der Ausfallstraßen von Le Puy auf die Via Podiensis. Ich ging in einer geschlossenen Kolonne aus der Stadt. Hatte ich in meinen sechs Wochen zuvor keine zehn Jakobspilger getroffen…hier gab es kaum andere Menschen.

Vor einigen Tagen hatte ich schon über den Jakobsweg und die Tourismusindustrie geschrieben, was ich aber hier erlebe, ist fast nicht vorstellbar. Hier hat sich eine Tourismusindustrie um den Jakobsweg entwickelt, die mit Werbebannern entlang des Weges nur so protzt. Überall sind Beherbergungsbetriebe jeglicher Kategorie in Bau, bieten kleine und kleinste Bistros Imbisse und Verpflegung für unterwegs an, machen sich in den kleinsten Orten die Ausrüster aus dem Outdoorbereich breit.
Wenn der Run auf den Jakobsweg einmal abebben sollte, dann bricht hier ein ganzer Wirtschaftszweig zusammen.

Le Puy, das erste große Etappenziel ist erreicht

Wegweiser kurz vor Le Puy
Le Puy, die Madonna, gegossn aus Kanonen…

In Le Puy, dem Tor zum französischen Zentralmassiv geht der „Kölner Weg“ in die Via Podiensis über, dem französischen Teil des Jakobsweges bis an den Fuß der Pyrenäen, nach Saint Jean Pied de Port, dem letzten französischen Ort vor der spanischen Grenze.
Nach meinen 1106 km ab Ratingen stehen nun die nächsten rund 750 km an. Die Kilometerangaben bitte ich nicht ganz so ernst zu nehmen, denn je nach Quelle und Lektüre schwanken diese nicht unerheblich.

Über Le Puy zu gehen bedeutet eigentlich einen größeren Umweg nach Santiago, aber diesen bedeutenden Marienwallfahrtsort wollten sich die alten Jakobspilger nicht entgehen lassen.
Da wir in der vergangenen Woche, den 15. August, Marie Himmelfahrt hatten, das ist in Frankreich ein gesetzlicher Feiertag, ist dieser Ort in dieser Woche geradezu überlaufen.
Für viele Etappenpilger ist dieser Ort Ziel Ihrer Jahresetappe, oder Ausgangsort für ihre nächste Etappe, und dementsprechend voll ist es hier heute, an diesem Wochenende.
Das ist auch der Grund dafür, dass ich in der vergangenen Woche einige Jakobspilger traf, überwiegend Deutsche und Franzosen, die Le Puy als Etappenziel hatten, um hier zu unterbrechen und hier im nächsten Jahr fortzusetzen. In den letzten Tagen habe ich mehrmals Jenna aus Berlin getroffen. Sie geht seit einigen Jahren jedes Jahr einige Wochen und hat ihren diesjährigen Weg in Le Puy beendet. Begonnen hat sie vor einigen Jahren in Frankfurt/Oder.

Ich selber komme gerade vom Stammtisch der Freunde von Saint Jaques. Eine illustere Runde in der in mehreren Sprachen über Ziele und Gründe geplaudert wurde. Ich war in der hiesigen Runde der Einzige, der den ganzen Weg durchläuft.

Alleine Le Puy als Stadt ist schon ein erstaunliches Erlebnis, dazu der Geist der über allem schwebt, die Einigkeit und der Frieden!

Morgen geht es mit bereits neu geknüpften Bekanntschaften weiter.
Ultreia und buen Camino.

Das erste Drittel des Weges ist geschafft und mal wieder zwei Begegnungen mit anderen Jakobspilgern.

Gestern, am Freitag gegen Mittag, habe ich das erste Drittel meines Weges bis ans Ende der Welt, dem Cap Finisterre geschafft, bis zum eigentlichen Ziel Santiago sind es sogar noch 89,5 km weniger. Das heißt also, ich werde Mitte Oktober in Santiago ankommen, wenn ich meine Laufleistung einhalten kann.
Von den Unwettern der letzten zwei, drei Tage im Ardechegebiet habe ich nur die Ausläufer in Form von heftigem Regen abbekommen. Die Temperaturen der letzten Tage sind auch auf ein angenehmes Niveau zurück gegangen, da fällt das Laufen gleich viel leichter. Ich bin die letzten Tage wieder regelmäßig so um die 30…..35 km gegangen.
Gestern habe ich zwei Pilgerinnen aus dem Elsass kennengelernt, sie gehen jedes Jahr für zwei Wochen ein Teilstück des Weges. Heute sprach mich ein älteres Ehepaar an, beide Mitte….Ende siebzig, sie sind hier aus der Region, sie sind den Camino im letzten Jahr gemeinsam gegangen.
Wenn ich vom „Ende der Welt“ schreibe, dann meine ich das Cap Finisterre, dort glaubten schon die alten Römer die Welt sei zu Ende. Inzwischen weiß man, dass es im Süden Portugals eine Landzunge gibt, die noch ein wenig weiter in den Atlantic hineinragt. Das ist übrigens der Ort, in dem die „letzte Currrywurstbude vor Amerika“ steht. Seglern wird das etwas sagen.
Das äußere Abzeichen der Jakobspilger ist die Jakobsmuschel, auch ich trage eine Halbschale an meinem Rucksack.
Ursprünglich trugen nur die Rückkehrer aus Santiago die Jakobsmuschel, zum Zeichen dass sie dort gewesen waren.

Der Jakobsweg, der Tourismus und die Politik

Ich hatte es ja ganz am Anfang schon zugegeben, auch ich gehöre zu denjenigen, die durch Hape Kerkelings Buch angefixt wurden. Das ist jetzt 10 Jahre her. Ich hatte mir das Buch eigentlich als leichte Urlaubslektüre so mal eben im Vorbeigehen gekauft. Ich las es dann auf einer Finca in der Nähe von Port Andratx und war sofort gefesselt.
Ich hatte mich mit diesem Thema zuvor noch nie beschäftigt. Aber mir wurde sofort klar, dass wird der Einstieg in den Ruhestand, wann auch sonst sollte man die Zeit und Muße dazu haben. Lange habe ich mich damit beschäftigt und mich vorbereitet.
Eigentlich dachte ich, das sei eine typische deutsch Wohlstandsspinnerei.
Jetzt wo ich fast vier Wochen unterwegs bin, davon über zwei Wochen alleine in Frankreich, muss ich feststellen, hier ist es nicht anders….nur hier ist es inzwischen ein touristisch – politisches Thema. Es gibt in Frankreich sogenannte Fernwanderwege, in dieses Netz der Fernwanderwege sind jetzt auch die Pilgerwege eingebunden. Das sind aber mehr als nur die Jakobswege.
Diese Wege wurden zum Teil komplett neu organsiert. So wurden in einigen Departments die Wege mal eben um zwei Tagesetappen verlängert, nur um den Pilgertourismuss länger in der Region zu halten und die heimische Tourismuswirtschaft zu fördern.
Ich hatte die Tage beim Frühstück ein sehr interessantes Gespräch mit dem Betreiber eines Gite d’etape.. Dieser hat im Jahr rund 400 – 450 Übernachtungen alleine mit Jakobspilgern. Dieser war überhaupt nicht begeistert, dass jetzt einige britische Nonnen in seinem Ort ein Minikloster eröffnet haben und diesem eine Pilgerherberge anschließen wollen. Die Nonnen wollen so ihr Kloster finanzieren, ihm geht so natürlich der Umsatz verloren.
Des einen Freud, des anderen Leid.

Zunächst ein Statusbericht

Heute ist Freitag der 03.08.2018.
Ich bin heute seit 25 Tagen auf dem Camino. Ich habe rund 700km auf Schustersrappen hinter mich gebracht. Ich bin bereits hinter Dijon in Burgund. Wenn ich meinen Tagesschnitt einhalte, werde ich um den 16.10 herum in Santiago eintreffen, und drei bis vier Tage später am Cap Finisterre, dem Ende der Welt sein.
Nach einigen sehr spartanischen Übernachtungen habe ich mir gestern Abend mal wieder ein wenig mehr gegönnt, bezüglich Unterkunft und ein leckeres Fünfgang-Menü a la Carte mit Weinbegleitung.

Was die allgemeine Informationslage zum Weltgeschehen angeht, nutze ich das mobile Internet auf meinem Smartphone, sowie ARTE, den deutsch-französischen Fernsehsender.
Was das Mobilfunknetz in Frankreich und insbesondere das mobile Internet angeht, da kann sich Deutschland mal eine Scheibe von abschneiden…anscheinend hat es sich in Deutschland noch nicht herumgesprochen, dass es hierfür EU-Fördermittel gibt. An jeder Serverstation auf dem Land hängt ein Aushang mit dem Hinweis auf die Förderung durch die EU.

Drei Wochen auf dem Jakobsweg

Drei Wochen bin ich nun auf dem Camino unterwegs. Heute habe ich mir eine kurze Etappe und somit etwas Erholung gegönnt. Die letzten beiden Übernachtungen waren nicht gerade komfortabel, erst auf einem Campingplatz, dann zum ersten Mal in einem Pilgerzimmer in einer ehemaligen Abtei in Langres.

Die Wegführung ist hier nicht sehr ausgeprägt, der Pilgerführer lässt vieles offen. Nachdem ich mich heute mehrfach verlaufen habe, habe ich mir für die nächsten Tage meinen eigenen Weg kreiert. Hierdurch kann ich auch die momentane Problematik der fehlenden Unterkünfte auf dem offiziellen Weg umgehen.

In Langres habe ich meinen dritten Pilgerpass abgeschlossen, er galt von Trier bis Langres. Die nächte Teilstrecke ist Langres – Cluny.

Zum Teil führt der offizielle Weg durch entlegenste Gebiete, man trifft kaum auf andere Menschen, einige Wege sind derart verwachsen, dass ich kaum glauben kann, dass in diesem Jahr dort schon jemand gegangen ist.

Auf dem Weg gebe ich mich teilweise dem Mundraub hin, die Marillen sind reif, manche Äste brechen unter der Last der schweren Früchte vom Baum.

Wegen der Konzentration auf den Weg vermisse ich nur die Gelegenheit, mehr in mich zu gehen und mich mit meinen inneren Baustellen zu beschäftigen.

Eine interessante Begegnung oder…

…den Jakobsweg anders herum.

Ich bin nun genau zwei Wochen auf dem Camino unterwegs, heute Abend bin ich in Metz angekommen. Begegnungen mit anderen Jakobspilgern sind hier noch eher selten.

Heute Mittag aber traf ich in einem dörflichen Bistro eine junge Studentin, die ebenfalls auf dem Camino unterwegs war, aber in umgekehrter Richtung. Sie war Anfang Mai in Santiago aufgebrochen und hatte jetzt noch runde vier Tage bis in ihre Heimatstadt Trier vor sich.

Wärend unserer Unterhaltung stellten wir fest, dass wir unsere Trinkwasserbeschaffung auf gleicher Weise angingen, wir holten uns das benötigte Trinkwasser auf den Friedhöfen.

Nachtrag, die Eifel und der moderne Mensch

Ich war schon etwas überrascht über die Eifel und deren Infrastruktur. Einerseits der Horizont voller Windkraftanlagen, ständig Funklöcher, die mir das Schreiben dieses Blogs erschweren, kaum Geschäfte in denen ich das Nötigste für den täglichen Bedarf bekomme. Wenn es sie gibt, haben sie nur stundenweise und an bestimmten Tagen geöffnet.

Kioske oder ähnliches gibt es praktisch gar nicht. Mein Hauptproblem bei diesem heißen Wetter ist die Getränkeversorgung, da ich nicht jeden Tag mehrere Liter Trinkwasser mitführen kann. So habe ich als Trinkwasserquelle die örtlichen Friedhöfe entdeckt, denn die dortigen Zapfstellen sind fast immer Trinkwasseranschlüsse.

Perl, zwei Tage nach Trier.

Meine ersten beiden Pilgerpässe

Eigentlich wollte ich bereits am Donnerstag nach meiner Ankunft in Trier ein wenig berichten. Aber nach einer 38km Tagesetappe hatte ich keine Lust mehr. Ursprünglich hatte ich die Absicht, bereits 10km vor Trier zu übernachten, aber es gab keine Unterkünfte mehr, sodass ich gezwungen war, noch 10km dran zu hängen.

Vor der Porta Nigra in Trier

So bin ich halt nach zwei Tagen in Köln, acht weiteren Tagen in Trier und jetzt noch einmal zwei Tagen in Perl gelandet.

Perl liegt an der Mosel im Dreiländereck D – F – Lux. Direkt gegenüber liegt die Stadt Schengen, nach der das bekannte Abkommen benannt ist.