Das abendliche Pilgermenue

Entlang des Caminos gibt es die verschiedensten Herbergen, mehr oder weniger komfortabel, aber alle bieten ein kostengünstiges „Pilgermenue“ an.
Heute Abend gab es einen gemischten Salat und der war nicht klein, Pommes mit Fleisch und ein Eis zum Dessert. Dazu eine Flasche Rotwein….das ganze für 12,–€.

Auf dem spanischen Camino habe ich meistens zwischen 12,– und 14,–€ für ein Pilgermenü bezahlt, das preiswerteste, ähnlich wie oben beschrieben, gab es sogar für 8,50€!!!

Neueste Erlebnisse, Teil drei

Hier in Spanien ist die Unterkunftsituation eigentlich sehr entspannt, so dass ich es mir abgewöhnt habe, meine Unterkünfte für die kommende Nacht vorzubuchen. Ich suche am Nachmittag eine Albergeque auf und hoffe, hier einen freien Platz zu finden. Wenn nicht, dann versuche ich es halt bei der nächsten Albergeque.
Für diesen Abend hatte Melanie San Nicolas vorgeschlagen. San Nicolas ist eigentlich eine alte Kapelle. Diese wird von italienischen Hospitaleros als Herberge betrieben.
In der Kapelle wird am Abend gemeinsam gekocht, vor dem Essen gibt es eine kurze Andacht mit dem Ritual der Fußwaschung, anschließend wird gemeinsam gegessen. Geschlafen wird zum großen Teil auf Matratzen, auf dem Fußboden der Kapelle.

Abendessen in der Kapelle San Nicolas

Am Morgen wird mit klassischer, sakraler Musik aus dem Smartphone geweckt. Es gibt ein gemeinsames Frühstück, dann brechen wieder alle auf zur nächsten Tagesetappe.
Gekocht wird in der Kapelle auf einem Gasherd, die Wasserversorgung erfolgt über einen eigenen Brunnen, das Warmwasser für die Duschen kommt aus den Solarkollektoren, ist das Warmwasser verbraucht, wird halt kalt geduscht.
In der Kapelle steht lediglich Kerzenlicht als Beleuchtung zur Verfügung.
Finanziert wird diese Herberge ausschließlich mittels Donativo, d.h. mit den Spenden die die Jakobspilger hinterlassen. Ich habe hier 25,–€ hinterlassen, dieser Betrag entspricht in etwa dem was man in Spanien für ein Bett, Abendessen und Frühstück in einer Herberge kalkulieren muß.

Neueste Erlebnisse, Teil zwei

Zum Glück gibt es auch schöne Dinge zu berichten.
Gestern führte mich mein Weg durch die Klosterruine von San Anton. Eine kleine Landstraße führt direkt durch die Ruine. In diesem ehemaligen Pilgerhospiz wurden früher leprakranke Pilger betreut.

Auf der einen Seite der Straße befindet sich auch heute wieder eine Pilgeralberque in der durch Spende, Donativo, übernachtet werden kann, von der anderen Seite der Ruine schallte mir schon von weitem laute Musik entgegen. Hier hatte jemand in den Ruinen eine Bar eingerichtet und lockte mit der Musik die Jakobspilger an. Mit Erfolg. Auch ich kehrte, da es kurz vor Mittag war, ein. Hier traf ich auch Melanie wieder, wir kannten uns schon von der französischen Seite der Pyrenäen, man kann sich auf dem Camino einfach nicht aus dem Wege gehen.

San Anton, ein ehemaligs Pilgerhospitz für Leprakranke Pilger, heute eine Alberque auf der linken Straßenseite, eine Bar auf der rechten Straßenseite

So langsam füllte sich die Bar. Die Musik, die uns alle angelockt hatte, war ein Sampler bekannter Stücke im Celtik-Stil. Als dann Leonard Cohens „Halleluja“ lief, sang sofort die ganze Bar mit, nun ja, der Text ist ja auch recht einfach…es war eine wunderbare Stimmung.

Neueste Erlebnisse, Teil eins

Die letzten Tage waren wieder sehr erlebnisreich. Das betrifft das Land, die Landschaft, aber vor allem die Menschen, denen ich begegnet bin.
Diesmal lasse ich sogar die Vornamen weg.
Da ist ein Naturwissenschafler aus Dänemark, von der äußeren Erscheinung würde man ihn eher für einen Polizisten oder Soldaten einer Eliteeinheit halten. Dessen wissenschaftliche Arbeit und deren Ergebnisse kollidierten jedoch mit seiner religiösen Grundeinstellung.
Oder ein holländischer Jurist, der für das internationale Kriegsverbrechertribunal in Den Haag arbeitet und hier versucht, seine Berichte und Bilder der grausamsten Kriegsverbrechen die er zu Dokumentieren hat zu verarbeiten.

Noch drei Monate bis Heiligabend oder…

…heute seit elf Wochen oder 77Tagen auf dem Camino.
Ich habe in den letzten Tagen wieder viele interessante Menschen aus aller Welt kennengelernt. Auch, wenn ich mir gelegentlich mal ein etwas komfortableres Hotel gönne, ein wenig Luxus muss halt sein, treffe ich die meisten und interessantesten Menschen in den einfachen Pilgerherbergen. Heute Abend bin ich kurz vor Burgos in so einer einfachen Herberge und freue mich schon darauf, mit vielen Menschen verschiedenster Nationen, von verschiedenen Kontinenten dieser Erde, gemeinsam zu Abend zu essen.
Morgen werde ich Burgos passieren, so große Städte sind mir inzwischen ein Graus, ich habe gelernt die Ruhe zu schätzen, dann sind es keine 500km mehr bis Santiago und nur noch knappe 600km bis zum „Ende der Welt“.

Auf dem Camino Francais, keine 600km mehr bis Santiago

Vor einigen Wochen hatte ich schon zwei Mal über die Tourismusindustrie und den Jakobsweg geschrieben. Hier in Spanien wird das in Frankreich Erlebte aber in jeder Hinsicht getoppt.
Spontan einen Platz in einer Pilgerherberge zu bekommen, ist fast nie ein Problem, eine Unterkunft in einem Hotel zu bekommen schon eher. Es gibt inzwischen Veranstalter, die ihren Kunden den Jakobsweg komplett durchorganisieren, die Streckenplanung, die Buchung der Unterkünfte, den Gepäcktransport, die Pilgerurkunden. Diese Pilger haben dann nur noch einen kleinen Tagesrucksack mit einem Lunchpaket und etwas zu Trinken in ihrem Rucksack,dieser ist selbstverständlich mit Jakobsmuschel und Firmenlogo des Veranstalters signiert.
Der Weg an sich ist, was das Wandern angeht, lange nicht so anspruchsvoll wie auf der französischen Seite der Pyrenäen, ich komme mir eher vor wie auf einer „Pilgerautobahn“. Wir laufen hier auch tatsächlich und ich muss sagen leider, über bestens ausgebaute parallel geführte Wege zur Autobahn und Schnellstraßen. Bei diesen gut ausgebauten Pilgerpisten sind Tagesetappen von 30km natürlich kein Problem….und wenn doch, dann wird der Veranstalter angerufen und dieser sammelt seine Kunden, wenn es sein muss, mit dem Geländewagen auf der Strecke ein.

Wo bleibt hier der Geist des Jakobsweges?

Der Jakobsweg in Spanien, ein ganz neues Erlebnis, eine ganz neue Erfahrung

Heute am Mittwoch habe ich die 2000km Marke überschritten. Gestern, am Dienstag vor zehn Wochen, bin ich aufgebrochen. Vorgestern, am Montag habe ich meine siebzig Tage auf dem Camino voll gemacht.
Mit dem überschreiten der Pyrenäen hat sich der Jakobsweg in meiner Wahrnehmung noch einmal komplett verändert.
In den ersten sechs Wochen bis Le Puy war ich sehr allein, und das war gut so.
Ab Le Puy hatte ich bis auf wenige Ausnahmen nur französische Kontakte, dazu ein paar Deutsche, Schweizer, Österreicher, Holländer und Scandinavier, andere Nationalitäten waren eher die Ausnahme.
Seit Saint Jean Pied de Port wurden meine Begleiter auf dem Camino internationaler, täglich lerne ich Menschen aus aller Welt, von allen Kontinenten dieser Erde kennen.
So, wie ich mich zuvor in Frankreich überwegend englischsprachig und ein wenig mit meinem rudimentären französisch verständigt habe, was auch ganz gut funktionierte, ist die Umgangssprache auf dem Camino auf der spanischen Seite der Pyrenäen fast ausschließlich englisch.
Es ist ein Erlebnis, hier so viele Menschen zu treffen, die einerseits über eine gewisse Weltoffenheit verfügen, jedem anderen Menschen unvoreingenommen gegenüberstehen, jeden anderen sofort mit in die Gesprächsrunde mit einbeziehen.
Dieser Tage saß ich mit Ashlie, das ist übrigens die weibliche Form von Ashlay, einer jungen Amerikanerin aus Washington/Staat zum Abendessen an einem Tisch. Binnen kurzer Zeit setzten sich noch einige andere Jakobspilger zu uns, auf dem Camino sitzt eigentlich niemand alleine am Tisch. Wir führten unsere Unterhaltung selbstverständlich auf englisch. Erst später merkten wir, dass wir zu fünf Deutschen waren und nur eine Amerikanerin, aber wir führten unsere Unterhaltung wie selbstverständlich auf englisch fort, denn sonst hätten wir Ashlie aus unserer Unterhaltung ausgeschlossen.

Zu hören sind die Glocken von Los Arcos, die zur Pilgerandacht rufen.

Die Pyrenäen sind überschritten

Jetzt geht es im baskischen Navarra weiter.
Heute Morgen bin ich im französischen Saint Jean Pied de Port gestartet. Es ging runde 21km mehr oder weniger steil bergauf….dann 3,6km noch steiler bergab. Der Zielort war eigentlich Roncesvalles, die spanische Seite der Pyrenäen, aber da kam ich mir vor wie auf einem Jahrmarkt, ich bin noch ein paar Kilometer weiter gelaufen.
Ich hatte schon über meinen Start in in einer riesigen Kolonne in Le Puy berichtet, aber der heutige Morgen übertraf alles. Im negativen Sinn!!! Ich war bei meinem Anstieg zum Pass fast nur noch von englischsprachigen Jakobspilgern umgehen, überwiegend Amerikaner und einige Asiaten. Der Gruß „buen Camino“ war fast allen fremd, manchmal kam ein gemurmeltes „Hi“ zurück. Einzig einige Asiaten versuchten diesen Gruß zu erwidern, so auch Lilian eine sehr zierliche Südkoreanerin mit zwei grossen Rucksäcken, einen auf dem Rücken, einen vor der Brust, eine sehr junge Englischlehrerin aus Seoul, die sich ein Jahr Auszeit für einen Europa- und Südamerikatripp gegönnt hat und diesen mit dem Camino von Saint Jean nach Santiago begonnen hat.

Saint Jean Pied de Port, ein weiteres Etappenziel wurde erreicht

Vor dem Jakobustor in Saint Jean Pied de Port

Das Jakobustor in Saint Jean Pied de Port, das alte östliche Stadttor für die ankommenden Jakobspilger

In den Gassen von Saint Jean Pied de Port, das Santiagotor, der alte westliche Ortsausgang in Richtung Santiago

Heute habe ich Saint Jean Pied de Port erreicht. Ein weiteres sehr wichtiges Etappenziel. Hier geht die französische Via Podiensis in den spanischen Camino Francés über.
Nachdem ich nun 66 Tage ununterbrochen auf Schusters Rappen unterwegs bin, habe ich mir für morgen einen Ruhetag gegönnt.
Ich muss einige Dinge meiner Ausrüstung ersetzen, ich will einige nicht mehr benötigte Dinge zurück senden und meine Füße benötigen einen Ruhetag.
Ich glaube, ich habe mich letzte Woche mit einem 43km-Tag etwas übernommen, vor allem, da dieser Tag eingebettet war in mehrere lange Tage von jeweils 30….35km.
Saint Jean ist ein typischer Ort an dem viele „Etappenpilger“ abbrechen, um im nächsten Jahr fortzusetzen oder neu einsteigen, um nach einem Jahr Pause wieder fortzusetzen. Hinzu kommt noch der normale Tourismus, der hier sehr ausgeprägt ist. Entsprechend voll ist es hier. Glücklicherweise ist es kein Wochenende, sonst wäre es hier vermutlich unerträglich. Christoph, ein Münchner, mit dem ich ein Stück gemeinsam gegangen bin, meinte, als wir durch das Jakobustor in den Ort kamen: „Das sieht hier aus wie in Rüdesheim in der Drosselgasse“ und ich musste ihm Recht geben, ein treffender Vergleich.

Leider muss ich mich auch hier wieder von einigen Weggefährten verabschieden, immer noch ist die Zahl derer, die den Camino komplett gehen sehr begrenzt. Christoph aus München, Guy aus dem Elsass, und einige andere werden Morgen noch über den Pass bis Roncesvalles gehen und dann die Rückreise antreten. Helene aus Clermont Ferrant wollte eigendlich auch noch über den Pass, aber für sie ist die Zeit knapp geworden, sie beendet ihren Weg für dieses Jahr. Katharina, die Flötenspielerin, Urs und Melanie wollen weiter bis Santiago, sie werde ich vielleicht noch einmal treffen, auch wenn sie jetzt einen Tag Vorsprung haben.

Heute am Donnerstagabend bin ich seit 66 Tagen auf dem Camino und habe rund 1860km hinter mich gebracht, das sind 2/3 meines beabsichtigten Weges. Rund 805km bis Santiago liegen jetzt noch vor mir, hinzu kommen noch 80…90km bis zum Cap Finisterre.
Ultreia und buen Camino.

Nachtrag Juni 2019

Christoph hat seinen Weg im April – Mai 2019 fortgesetz und in Santiago und Cap Finisterre abgeschlossen.

Serge aus Cahors, ein Nachtrag

Serge betreibt in Cahors ein Gite d’etape, das Relais des Jacobins.
Gite d’etape sind privatwirtschaftlich betriebene Wander- oder Pilgerunterkünfte. Vom Charakter oder Organisation sind sie einer Jugendherberge ähnlich. Bei den Jakobspilgern sind sie wegen der günstigen Übernachtung sehr beliebt. Wegen der günstigen Preis müssen die Kosten natürlich scharf kalkuliert werden. Daher sind es oft schon etwas altersschwache Gebäude, die notdürftig in Betrieb gehalten werden. Oft haben sie schon 100….200Jahre auf dem Buckel.
Serge führt sein Gite als „One Man Show“. Das heißt für ihn sieben Monate Saison, sieben Tagewoche und bestimmt kein Achtstundentag. Ein besonderes Erlebnis in den Gites ist das gemeinsame Abendessen wenn man Demipension gebucht hat. Hier wird dann an einer riesigen Tafel gemeinsam gegessen, getrunken und viel erzählt. Das dann meist in mehreren Sprachen durcheinander. Das versteht Serge dann ganz toll zu moderieren, damit sich ja keiner ausgeschlossen fühlt. Hier kann er auch ein echter Entertainer sein.
Mitte Oktober ist die Saison zu Ende. Dann macht Serge sein Gite winterfest und begibt sich in manchen Jahren selber auf den Jakobsweg.

In den letzten zehn Jahren hat Sege fünf lange Etappen hinter sich gebracht.

http://lerelaisdesjacobins.fr/

Anfang März, kurz vor Beginn der neuen Pilgersaison, ist er dann wieder in Cahor und macht sein Gite wieder betriebsbereit und erwartet ab 15. März die ersten Pilger….für die nächsten sieben Monate mit Siebentagewoche.